Höllentalklamm

Nina ist Schuld!

Noch bevor wir in den Urlaub fahren, unterhalte ich mich mit meiner lieben Freundin Nina über unsere Urlaubspläne für den Sommer. Sie erzählt mir, dass sie dieses Jahr mit ihrer Mutter durch eine Klamm wandern möchte. Diese Idee finde ich so toll, dass ich sie ihr direkt klaue. Noch nie zuvor habe ich eine Klamm besucht.

Saschi erzählt mir daraufhin von der Höllentalklamm, in der er mit seinem Bruder als Kind mit seinen Eltern war. Marcel war noch so klein, dass er sich nicht mehr daran erinnern kann. Ich hoffe, dass er sich in 40 Jahren, wenn ihn das nächste Mal jemand nach der Höllentalklamm fragt, noch an unsere Tour erinnern wird und er nicht wieder ganz Politiker-like sagt „da kann ich mich nicht mehr dran erinnern“.

So soll es nun die Höllentalklamm sein.

Anreise

Wir fahren zum Wanderparkplatz Grainau, zahlen 10€ für das ganztägige Parken und starten von dort Richtung Höllentalklamm. Die Fahrt hierher ist schon wunderschön und die Berge präsentieren sich uns an diesem Tag prachvoll erhaben.

Wanderwege

Startpanorama

Aufstieg

Marcel behauptet immer von sich, er sei lächerlich schwach; sagen wir mal so, konditionell ist er lächerlich schwächlich, was die Stärke angeht, macht er bei uns den ersten Platz. Manchmal denke ich aber auch, es ist eher Motivationsmangel, anstatt Konditionsmangel. Wären wir ein Computerspiel, wäre Marcel der Kämpfer, Saschi der flinke Assassin und ich der Support.

Wir steigen den Berg hinauf, Marcel pumpt wie ein Maikäfer. Auch mich lässt der Aufstieg nicht kalt. Saschi hält zwischenzeitlich inne und macht kunstvolle Langzeitbelichtungen. Wir gehen derweilen langsam weiter hoch. Nach seinen Fotos tänzelt Saschi leicht wie ein Blatt im Wind den Berg hinauf, hält dann wieder inne für das nächste Foto. Saschi ist von uns Dreien definitiv der Fitteste. Unsere Zungen schleifen am Boden, als wir den Eingang erreichen, nur Saschi zeigt keinerlei Erschöpfungssymptome, er fotografiert nebenbei alles, was ihm vor die Kamera kommt.

Eintritt

Die aktuellen Preise erfährt man, wenn man den Aufstieg geschafft hat. Dann drehen die wenigsten um. Blöd nur, wenn man sein Geld vergessen hat und nochmal zum Auto muss, um es zu holen.

Höllentalklamm

Wir betreten die Klamm und sind begeistert. Das Wasser sieht aus wie flüssige Eisbonbons. Man befindet sich in einer riesigen Felsspalte, unter einem das eisige Wasser, über einem kühle, teils feuchte Steine. Man fühlt sich klein und überwältigt, aber nichts desto weniger fasziniert.

An einer Stelle halte ich meine Hand ins Wasser, ich halte es nur Sekunden aus, dann habe ich das Gefühl, meine Hand versucht sich wie das Auge einer Schnecke zurück in den Körper zu ziehen. Brrrr ist das kalt. Und ich weiß was kalt ist, ich arbeite mit flüssigem Stickstoff.

Siehe Foto unten: Kurz bevor das Wasser auf den Stein spritzt ist ein Wasserbecken am Weg, dort hatte ich die Hand reingehalten. Wer einmal dort ist, kann versuchen es 30 Sekunden auszuhalten, ich hab es nicht geschafft, Marcel und Saschi auch nicht.

Höllentalklamm Tour Eiswasser

Tunnel

Wer keine Tunnel, mag hat hier ein Problem. Es gibt welche. Aber die sind harmlos. Sie sind nicht so lang und hoch, meist beleuchtet und die Wände sind weitestgehend spinnenfrei. Auf Madeira sieht das gaaanz anders aus. Tunnel light sozusagen.

Höllentalklamm Tour Tunnel Ausblick

Höllentalklamm Tour Tunnel

Höllentalklamm Tour Tunnel

Schwebende Steine

Einige Felsbrocken hat es im Laufe der Zeit kinetisch nach unten befördert. Aktuell ist ihre potentielle Energie weiterhin gespeichert und droht permanent in kinetische Energie umgewandelt zu werden. Es ist unwahrscheinlich, dass diese Energie genau zu dem Zeitpunkt frei wird, wenn wir darunter entlang laufen, trotzdem kann man die Wahrscheinlichkeit durch beschleunigtes Darunterdurchgehen minimieren. Gedacht, getan.

Das Elektrizitätswerk

Wir treten aus der Klamm heraus und entdecken einen Betonkanal im Felsen, er erinnert mich an das Fernsehspiel Hugo, das früher auf Kabel 1 lief.

Höllentalklamm Tour Betonkanal

Der Betonkanal ist ein Überbleibsel des früheren Elektrizitätswerks, welches das Bergwerk Höllental mit Strom versorgte. Von 1916 bis 1927 wurde es genutzt und anschließend großteils demontiert. Am Klammende befindet man sich 1165 m ü.NN, bei Unwetter wird geraten die Tunnel aufzusuchen.

Der Stangensteig

Es ist Zeit, sich auf den Rückweg zu begeben. Wir entscheiden uns spontan für den Stangensteig. Recht schmal geht es am Berg empor. Marcel leidet Höllenqualen, erst jetzt wird uns bewusst, warum die Klamm Höllentalklamm heißt, seine Höhenangst macht ihm sehr zu schaffen. Kein Geländer, ausrutschen heißt wohlmöglich abstürzen. Er reißt sich so gut es geht zusammen und kann dadurch den wunderbaren Ausblick leider nicht so genießen wie Saschi und ich. Ich liebe den Stangensteig. Es sieht atemberaubend aus. Ich bin zwischen Fasziniation und Mitleid hin- und hergerissen. Wir haben für Marcel einfach mal Fotos gemacht, damit er im Nachhinein die Aussicht genießen kann 😉

Viel Spaß Marcel!

Die Panoramabrücke

Als wir noch in der Klamm waren, sahen wir sie schon, die Höllenbrücke für Marcel. Er ahnte da noch nicht, dass er sie überqueren muss. Die eiserne Brücke von E. Ebert, welche 1888 errichtet wurde.

Ab in den Wald

Nach der Brücke wird es waldiger. Die Abhänge werden weniger steil. Marcel entspannt sich und beginnt wieder selber Fotos für seinen Status zu schießen. Dann findet Saschi auch einen Abhang, der ihm missfällt. Todesmutig macht er mit gaaanz langem Arm ein Foto des Abgrunds.

Der Abstieg

Die Anstrengung macht sich bei Marcel nun doch bemerkbar, er ist halt keine 20 mehr. Sein Bein schmerzt durch die Überlastung beim Abfedern so, dass wir ihm einen Wanderstock bauen. Ich nehme seinen Rucksack und er schleicht vorsichtig neben mir hinab. Saschi fotografiert uns derweilen den Fluss, der neben uns herplätschert. Beschwingt schließt er, wie ein junges Reh, immer wieder zu uns auf.

Leider verpassen wir den Schuhplattler- und Jodel-Abend.

Die Sonne neigt sich dem Horizont. Wir fahren in unser Appartement.

Tourmap

Tourmap

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